Regionenmarketing – Heinzelmännchen, Eilenburg, Sagen und alte Familiengeschichten
Regionenmarketing – die Heinzelmännchen von Eilenburg, Sagen und alte Familiengeschichten. Was stiftet „so viel“ Identität, dass man anderen davon begeistert erzählen kann? Wenn es um das erfolgreiche Stadt- oder Regionenmarketing geht, dann gibt es viele Wege die nicht nur nach Rom sondern auch zum Marketingerfolg führen. Können Sagen, Geschichten und tradiertes Wissen aus bunter Vorzeit wiedererzählt oder vielleicht neu erzählt werden, um so Gäste, Bewohner oder Investoren in eine Region oder Stadt zu locken? An der Antwort auf diese Marketingfrage scheiden sich oft die Geister. Es gibt Regionen die ohne ihre Sagenwelt undenkbar wären, zumindest in der Medienwelt würde es diesen Regionen schwerer fallen zu punkten. So finden sich zum Beispiel im Harz zahlreiche Sagen ein, um in den Köpfen der Menschen klare Bilder entstehen zu lassen. Was hat in diesem Zusammenhang Eilenburg zu bieten? Dieser Frage ging am 20. Mai 2017 sowohl ein Kolloquium als auch die Museumsnacht im Stadtmuseum nach.
Über 80 Teilnehmer lauschten den Referenten zum wissenschaftlichen Kolloquium am Samstagvormittag im Bürgerhaus zu Eilenburg. Es ging um die Markgrafen zu Eilenburg, um Verteidigungsanlagen, die Ausdehnung deren Herrschaftsgebietes, um die Besonderheiten Eilenburgs früher Backsteinbauten, die bewegte Familiengeschichte der Eulenburgs und natürlich um die Heinzelmännchen und deren heutige Bedeutung.
Kolloquium Eilenburg 2017, Heinzelmännchen, Sagen und Regionenmarketing
Für alle die es jetzt bedauern, nicht an dem Kolloquium teilgenommen zu haben, an dieser Stelle die frohe Kunde: Es wird einen Tagungsband zu dieser Veranstaltung geben!
Museumsnacht und Ausstellungseröffnung der Sonderausstellung „Eilenburg – Ilburg – Eulenburg und die Heinzelmännchen“
150 Besucher zählte die 11. Museumsnacht im Stadtmuseum zu Eilenburg. Viele Besucher begeisterte auch die gleichzeitig eröffnete Sonderausstellung um die Stadt, die Burg, die ehemaligen Grafen und natürlich das kleine Volk, das in Eilenburg Heinzelmännchen genannt wird.
Auf der Eilenburg in Sachsen
– Kinder, ist es euch bekannt? –
lebt ein Volk, ganz klein gewachsen,
Heinzelmännchen wird´s genannt.
Beginn der Heinzelmännchensage aus „Des kleinen Volkes Hochzeitsfest“, Seite 1
Die Sonderausstellung im Stadtmuseum Eilenburg – Ilburg – Eulenburg und die Heinzelmännchen
Heutige Bedeutung der Sage „Des kleines Volkes Hochzeit“, auch in der Literatur
Nicht nur Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, die Gebrüder Grimm oder Ludwig Bechstein haben sich mit der Sage des kleinen Volkes aus Eilenburg befasst, auch Benedickte Naubert, die Begründerin des historischen Romans in Deutschland, hat das Kunstmärchen oder auch Roman „Das stille Volk“ dazu geschrieben.
Die Eilenburger Heinzelmännchensage um die Hochzeit des kleinen Volkes gehört zum großen deutschen Kulturgut. Andreas Flegel, Museumsleiter Stadtmuseum Eilenburg, 2017 im Gespräch mit Sven Lehmann über die Ausstellung
Die Bedeutung von Sagen, Mythen & Geschichten sowie der Eilenburger Heinzelmännchensage
Die Ursprünge der Sage können verschieden hergeleitet werden. So dreht sich eine Variante um Eroberer und Eroberte, eine zweite Variante leitet die Figur der Heinzelmännchen aus den Bemühungen der Venezianer um die Mineralien der Bergwelten auch in Deutschland ab. Diese haben im Mittelalter besonders kleinwüchsige Menschen durch ganz Europa geschickt, die sich auf die Suche nach neuen Farben für ihre berühmte Glasherstellung gemacht haben. Wenn das der Grund für die Heinzelmännchensage aus Eilenburg ist, so kann festgestellt werden, dass Eilenburg zu einer der frühesten Bergbauregionen von Sachsen zählt. Aus diesem Grund findet der Besucher auch eine Reihe von Halbedelsteinen aus dem Muldeschotter in der Ausstellung vor.
Wie so oft in der Welt der kleinen Völker – ein Ring spielt in der Heinzelmännchensage eine wichtige Rolle! Ein Duplikat des Ringes der Eulenburgs wird in der Ausstellung gezeigt, das Original wird noch heute in der Familie getragen.
Der Ring in der Sonderausstellung zu den Heinzelmännchen von Eilenburg
Die Geschichte um den Ring der Heinzelmännchen in Eilenburg:
Die Heinzelmännchen und der Ring der Eulenburgs
Heinzelmännchen zwischen Kitsch, Kunst und Tradition
Trolle, Gnome, Gartenzwerge – die Heinzelmännchen zwischen den Welten. Während kleine Völker und Wesen in den Nordischen Sagenwelten seit Urzeiten eine wichtige und unangefochten bedeutende Stellung einnehmen, lebt die Tradition der Heinzelmännchen in Deutschland unter andrem in den Heerscharen von Gartenzwergen fort. In Tolkins „Herr der Ringe“ oder „Der Hobbit“ leben keinesfalls nur gemütliche Zwerge durch die Phantasiewelten dieses Autors, sondern sind stolze oder auch ruppige Vertreter ihres Volkes. In Island baut man um die Wohnorte von Trollen, Feen oder Gnomen Straßen herum und der Elfenbeauftragte kümmert sich darum, dass dies auch überall richtig gemacht wird.
Die Heinzelmännchen bewegen sich also durchaus in der Hochliteratur, aber auch durch unserem Alltag in ganz unterschiedlicher Weise. Die drei Helden eines sehr erfolgreicher Comics reisen seit Jahrzehnten mit magischer Hilfe durch die Zeit und tauchen, wie aus dem Nichts, einfach so in der Weltgeschichte auf. Viele Kinder und Junggebliebene lassen sich heute von den kleinwüchsigen Abrafaxen und ihren Abenteuern fesseln und die Begeisterung für die drei kleinen Helden lässt nicht nach.
Die Sonderausstellung um die Heinzelmännchensage aus Eilenburg spannt auch den Bogen zwischen Kitsch, Kunst und Tradition
Die Heinzelmännchen in Marketing und Regionenmarketing der Stadt Eilenburg
Und auch die Eilenburger halten es durchaus mit der Tradition um das kleine Volk. So gibt es seit kurzer Zeit an historischer Stelle die Heinzelberge auf dem Eilenburger Burgberg. Die Pension trägt den Namen zu Recht, tanzten die Heinzelmännchen der Sage nach doch genau hier, bevor sie es vorzogen, sich nie wieder zu zeigen.
Das Maskottchen der Stadt Eilenburg ist ein lebensgroßes Heinzelmännchen, das ganz besonders zu Festen und anderen offiziellen Anlässen in der Stadt zu sehen ist. Der Heinzelpreis ehrt ehrenamtliches Engagement, ebenfalls erst seit kurzer Zeit. Schon länger ist auf dem Marktbrunnen die Hochzeit des kleinen Volkes nachgestellt und für die Besucher der Stadt direkt erlebbar. Selbst als Geocachingpunkt trägt dieser Brunnen die Sage hinaus in die Welt. Der in diesem Jahr wieder eröffnete Ratskeller präsentiert eine Brotzeit mit dem Namen Heinzelmännchenplatte und die traditionsreiche und regional-begeisterte Bäckerei Schwarze aus Bennewitz eröffnet eine Filiale in Eilenburg, in der es auch um das Thema der Heinzelmännchen geht, aber natürlich nicht nur.
2013 erhält die Stadt Eilenburg den zweiten Preis der City-Offensive Sachsen Ab in die Mitte! mit dem Konzept „Heinzelmännchen auf der Spur – Burg mittendrin statt außen vor“. Damit kann man unterstellen, dass auch andere Marketingexperten in dieser Tradition großes Potenzial für das Stadt- und Regionenmarketing von Eilenburg sehen.
Fazit
In dem Gespräch mit Andreas Flegel über die Ausstellung kamen wir auch auf das Torgauer Tor in Eilenburg zu sprechen, da hier der Bäcker die Filiale eröffnet und zwei kleine Putten musizierend die Gäste der Stadt begrüßen. Erst jetzt fällt auf, dass diese beiden Gesellen dem kleinen Volk sehr ähnlich sind und nachweislich schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts hier Flöte und Akkordeon spielten. Die Heinzelmännchen leben also weiter hier in der Stadt, in den Köpfen der Menschen oder in der Literatur und das nicht erst aus aktuellen Marketinggründen! Die Sage und die Geschichten um das kleine Volk können also zu Recht Identität stiften, wir müssen es nur weiter und konsequenter aufgreifen!
Erfahren Sie mehr zu Stadtmuseum, Regionenmarketing oder die Heinzelmännchen:
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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