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4-Tage-Woche, mal wieder Gießkanne oder wirkliche Flexibilisierung

Die Welt giert nach einfachen Lösungen. Sie verheißen glorreiche Zeiten. Sie sind die Ikonen angebeteter Oberflächlichkeiten unserer Tage. Ihnen Alternativen gegenüber zu stellen oder gar den Kampf anzusagen, bedarf einer gehörigen Menge Mutes und Ausdauer – selbst auf die Gefahr hin, dass sich in überschaubarer Zeit nicht viel ändert. Beim Thema der 4-Tage-Woche, das wieder einmal mit dem Gießkannenprinzip über die Unternehmenswelt ausgekippt wird, verhält es sich haargenau so. Wirkliche Flexibilisierung von Leistungs- und Arbeitszeiten ist kilometerweit davon entfernt und braucht wieder mal sehr viel mehr Differenzierung, als den meisten lieb ist.

Das neue Buch von Guido Zander, „Wundermittel 4-Tage-Woche?“ stellt im Titel schon die richtige Frage. Wie diese zentrale Frage schon verrät, ist das Propagieren dieser, ja ach so simplen, Lösung wider dem Fachkräftemangel und der Förderung von allem, was mit dem Etikett „New Work“ bekleistert wird, zwar einfach, aber leider sind es die Folgen daraus nun wirklich nicht.

Unternehmenswelten sind besonders anfällig für eine ausgeprägte Gier nach schnell drehenden, einfachen Lösungen. Nun könnte man sagen, das Buch hat gerade mal 126 Seiten und ist praktisch voll von Lösungsansätzen für die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, sind es schnelldrehende Lösungen?

Bibliografische Angaben

  • Titel: Wundermittel 4-Tage-Woche?
  • Untertitel: Chancen, Risiken, Grenzen und flexible Alternativen
  • Autor: Guido Zander
  • Broschur: 126 Seiten
  • Verlag: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg, 1. Auflage 2023
  • ISBN-13:978-3-648-17509-5
  • Preis (D): 29,99 Euro

Hauptüberschriften aus dem Inhaltsverzeichnis

  • Vorwörter
  • Warum dieses Buch?
  • Erster Teil: 4-Tage-Woche
    • Typologien: Wie eine 4-Tage-Woche gestaltet sein kann
    • Welche Voraussetzungen Unternehmen mitbringen sollten
    • Auswirkungen der 4-Tage-Woche
  • Zweiter Teil: Studien
    • Die Studienlage zur 4-Tage-Woche
    • Fazit der Studienlage
  • Dritter Teil: Alternativen 4-Tage-Woche
    • Arbeitszeitflexibilisierung als Alternative zur 4-Tage-Woche
    • So flexibilisieren Sie Arbeitszeiten richtig
    • Arbeitszeitflexibilisierung in der Praxis
  • Fazit
  • Anhang
  • Über den Autor
  • Danksagung
  • Literaturverzeichnis
  • Stichwortverzeichnis

Oberflächlich überflogen

Es ist sehr erstaunlich, wie es zu einer derart einseitigen und faktisch falschen Berichterstattung in den Medien kommen konnte. Wichtig ist, dass Journalisten sich für die Berichterstattung detaillierter mit dem Thema beschäftigen und eine kritische Darstellung als einen zentralen Aspekt journalistischen Know-hows wiederentdecken.Guido Zander, Wundermittel 4-Tage-Woche?, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg, 1. Auflage 2023, Seite 65

Ich könnte auch eine Verschwörung wittern, dass die Freizeitindustrie schlicht Morgenluft wittert und einen ganzen Tag Umsatzsteigerungen für sich prognostiziert. Aber das soll ein kleiner Scherz an dieser Stelle sein!

Dem Wundermittel der 4-Tage-Woche auf der Spur

Konkret stützt sich der aktuelle Hype, in den Medien, Gewerkschaften und der Beraterszene, um dieses vermeintliche Wundermittel „4-Tage-Woche“ auf sage und schreibe vier Studien:

  • eine Studie des Unternehmens Microsoft an einem Standort in Japan aus dem Jahr 2019, deren Quelle laut Zander nicht überprüfbar ist
  • zwei Studien aus Island von 2021, der ein fünfjähriger Versuch innerhalb des öffentlichen Dienstes vorausging, in der es überhaupt gar nicht um die 4-Tage-Woche ging
  • eine Studie aus Großbritannien die von Juni bis Dezember 2022 mit 61 teilnehmen Unternehmen durchgeführt wurde, die sich für diese Studie bewerben konnten.

Mit meiner Erfahrung als Organisationsentwickler erlebe ich immer wieder, wie vermeintliche Führungskräfte und Unternehmenslenker „geile Ideen“ aufgreifen und diese, oft unbewusst und mangels besserem Wissen und Erfahrung, sowie ohne Rücksicht auf Verluste, bei ihrer Operation am offenen Unternehmensherzen umsetzten.

Erkenntnisse der Studien zur 4-Tage-Woche

Die Studien zur 4-Tage-Woche haben, bei allen deutlich gemachten Einschränkungen, sehr wohl gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Mitarbeiterzufriedenheit und auch einer Krankenquote gibt. Wenn also eine Arbeitszeitverkürzung sowohl Leerzeiten einspart als auch die Krankenquote entsprechend senkt, kann man davon ausgehen, dass bis zu einem gewissen Grad die Arbeitszeitverkürzung kompensiert werden kann, ohne an Produktivität zu verlieren.Guido Zander, Wundermittel 4-Tage-Woche?, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg, 1. Auflage 2023, Seite 85

Was die genaue Analyse von Zander zu dieser Thematik aber auch hervorgebracht hat; für ein bloßes Auskippen der Idee, eine 4-Tage-Woche in Unternehmen oder Institutionen einfach so einzuführen, spricht keiner dieser vier Studien.

Unternehmenskultur ist nicht messbar

In den letzten Jahren geht der Fokus auch in der Unternehmensberatung fast nur noch auf messbare Faktoren, aber die Gründe, warum Menschen in Unternehmen gern aktiv leisten, sind meinst nicht mit messbaren Faktoren abbildbar.

Alle reden vom guten Betriebsklima oder umfassender von der tollen Unternehmenskultur, sie ist allemal hipp, cool, geil, smart, familiär, locker, oder eben in einer Bandbreite irgendwas davon bis hin zum genauen Gegenteil. Tolle Kollegen und Kolleginnen und ein Umgang auf Augenhöhe ist sehr vielen Menschen wichtig, wenn es darum geht sich für eine Unternehmen zu entscheiden. Die so genannten „weichen Faktoren“ sind aber in der Regel nur beschreib- oder erlebbar.

Bei dem gesamten Thema kommen wir auf Dauer nicht umhin, den Sinn von Leben und Arbeit zu reflektieren. Wird es nicht in wenigen Jahren eine genauso klare Forderung geben, die Arbeitszeit noch weiter zu kürzen und wird dann nicht wieder eine neue Norm als normal empfunden? Jedes System hat die Tendenz sich an den Rand seiner grundlegenden Leistungsfähigkeit zu manövrieren.

Wenn wir von den Systemen Arbeit und Freizeit ausgehen, dann betrifft diese Auslastung eben auch die Seite unseres Lebens, in der wir über freiere Zeit verfügen. Mehr freiere Zeit heißt nicht automatisch ein gesünderes Leben, auch wenn Studien darauf hinweisen, dass es so sei, bleibt die Frage, warum die Arbeitszeit nicht gesünder gestaltet wird?

Warum Sie dieses Buch lesen sollten?

Die Antwort ist relativ simple – um profund mitreden zu können! Bei dem oberflächlichen Gerede über die Wunderwirksamkeit der 4-Tage-Woche ist es allerhöchste Zeit, Klarheit in die Diskussion zu bringen. Das Buch von Guido Zander ist für diese Diskussionen eine hervorragende Grundlage.

Lesen und erfahren Sie mehr:

Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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