Mit Bildung gegen Bluthochdruck?
Mit Bildung gegen Bluthochdruck – möglicher Zusammenhang zwischen Bildung und Bluthochdruck entdeckt? Wer hätte gedacht, dass Bluthochdruck nicht nur medizinisch begründbare, sondern auch sozioökonomische Ursachen haben könnte? Amerikanische Wissenschaftler haben interessante Ergebnisse aus den Daten einer Langzeitstudie herausgefiltert, die Bluthochdruck mit Bildung in Zusammenhang bringen [1]. Auch wenn sich daraus kein direkter medizinischer Therapieansatz ableiten lässt, geben die Resultate doch Anregungen für Veränderungen im sozioökonomischen Bereich. Ein Ansatz für gezieltes Coaching im Gesundheits-Management?
Bluthochdruck (Hypertonie) gehört mittlerweile zu den häufigsten Gründen, einen Allgemeinmediziner zu konsultieren. Die Ursachen sind multifaktoriell und nur in wenigen Fällen genau bestimmbar. Nach Definition der WHO gilt ein systolischer Blutdruck höher als 140 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder ein diastolischer Blutdruck größer als 90 mmHg als Hypertonie. Immerhin haben 20 Prozent der Mitteleuropäer einen stark erhöhten Blutdruck von mehr als 160mmHg, bei den über 80-Jährigen sind es sogar 30 Prozent! [2] Hypertonie verursacht nur selten direkte Krankheitssymptome, ist aber direkt in die Entwicklung von Koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall involviert und damit an einem großen Teil der Todesfälle in Industrieländern beteiligt.
Die Framingham-Studie
Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall stehen schon lange im Fokus medizinischer Studien. Die Koronare Herzkrankheit gehörte bereits in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit zu den häufigsten Todesursachen in den USA. Zur Erforschung der involvierten Faktoren und Einflüsse gab der „United States Public Health Service“ eine umfangreiche Studie in Auftrag. Im Jahr 1948 begann die systematische Untersuchung von anfangs mehr als 5200 freiwilligen Teilnehmern in Framingham nahe Boston. Ausgewählt wurden Personen beiderlei Geschlechts zwischen 30 und 60 Jahren, die aller zwei Jahre untersucht wurden. Ab 1971 wurden Kinder von Probanden einbezogen, so dass auch Untersuchungen über mehrere Generationen möglich wurden. Viele aus den Studiendaten gewonnene Erkenntnisse führten zu Maßnahmen, die heute zum medizinischen Standard gehören, wie die Senkung des Cholesterinspiegels, die Regulierung erhöhten Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels.
Bildungsgrad versus Hypertonie?
Ein Forscherteam hat nun einen inversen Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und dem Auftreten von Hypertonie gefunden. Als Maß für den Bildungsgrad wurde dabei die Dauer der Ausbildung herangezogen. Je niedriger der Bildungsgrad, desto höher ist das Risiko, an Hypertonie zu leiden und desto höher sind die absoluten Blutdruckwerte. Dabei wurde auch festgestellt, dass Frauen durchschnittlich höhere Werte aufweisen als Männer. Zusätzliche Faktoren wie Rauchen, Alkohol und blutdruckregulierende Medikamente wurden berücksichtigt, doch auch dann blieben die ermittelten Tendenzen erhalten. Es wird geschlussfolgert, dass ein geringes Bildungsniveau anscheinend häufig sehr stressige Tätigkeiten mit geringer persönlicher Kontrollmöglichkeit nach sich zieht, die wiederum mit Hypertonie in Verbindung gebracht werden. Vor allem Frauen mit geringer Bildung seien gefährdet; sie leider häufiger an Depressionen, sind eher alleinerziehend, leben eher in verarmten Gegenden und gelangen eher unter die Armutsgrenze.
Schlussfolgerungen
Der Leiter der Studie, Eric B. Loucks, warnt aber vor zu einfachen Schlussfolgerungen wie „Studieren schützt vor Hypertonie“. Bildungsgrad und Bluthochdruck sind nur zwei von vielen sich gegenseitig bedingenden Faktoren. Geringe Bildung steht in Verbindung mit einfacheren Berufen, einem weniger gesundheitsbewussten Lebensstil, weniger gesunder Ernährung, aber auch mit dem Umfeld, in dem ein Mensch heranwächst. Und Grundprinzipien der Lebensgestaltung, Ernährungsgewohnheiten etc. werden ganz erheblich durch das Vorbild der Umgebung geprägt… Was aus der Studie nicht abgeleitet werden kann, ist die Art des Zusammenhangs von Bildung und Bluthochdruck. Ist es nun so, dass Menschen mit einer längeren Ausbildung in Berufen arbeiten und einen Lebensstil haben, der sie nicht für einen höheren Blutdruck prädestiniert? Oder ist es so, dass gebildetere Menschen einen niedrigeren Blutdruck haben, weil sie besser über Risikofaktoren Bescheid wissen?
Für die Wissenschaftler ist zunächst eines klar: wirksame Verhinderung der Entwicklung von Bluthochdruck beginne beim Zugang zu Bildung; ein Ansatz, der allerdings nur sehr langfristig Erfolge zeitigen könnte. Betrachtet wird in der aktuellen Untersuchung nur Bildung in Kindheit und Jugend, die zu einem Berufsabschluss führt; bekanntlich ist man aber auch später noch in der Lage, zu lernen …
Parallelen zu weiteren Erkenntnissen?
Untersuchungen aus anderen medizinischen Disziplinen wie der Diabetesforschung zeigen Parallelen auf. So stehen z.B. Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen nachweislich mit sozioökonomischen Faktoren wie Bildungsstand, Einkommen und beruflichem Status in Verbindung. Belegt ist aber auch, dass gezielte Schulungen dazu beitragen, Symptome zu lindern, den Allgemeinzustand zu verbessern und letztendlich Behandlungskosten zu senken. Wissen ist der Schlüssel, sich ausgewogener zu ernähren, sein Leben gesundheitsbewusster zu gestalten, Risiken bewusst zu meiden. Genau hier gibt es Ansätze für gezieltes Coaching im Gesundheitsbereich. Der Bedarf dürfte immens sein bei der geschätzten Zahl von Bluthochdruckpatienten, der Erfolg weit näher gegenüber denkbaren Veränderungen in unserem Bildungssystem, die vielleicht erst in 20 oder 30 Jahren in die diskutierte Kausalkette eingreifen werden…
[1] E.B. Loucks, M. Abrahamowicz, Y. Xiao, J.W. Lynch, (2011): Associations of education with 30 year life course blood pressure trajectories: Framingham Offspring Study.- BMS Public Health 11:139.
[2] W. Fink, G. Haidinger: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis.- In: Z. Allg. Med. 83.200, 102-108.
Lesen Sie weiter zu dem Thema Bluthochdruck und Coaching
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
Start Dialog – Telefon – LinkedIn – Newslettter