Nachlese Kongress „Die Kunst des Wirtschaftens“
Kann Wirtschaften eine Kunst sein? Muss man die Kunst des Wirtschaftens neu erlernen? Wie künstlich ist die Wirtschaft heute? Wie sehr sind Unternehmensführer heute gefragt, „wirklich“ wirklich über Werte, Glaubenssätze und ver- bindendes Handeln nachzudenken, zu reflektieren und natürlich diese auch zu leben? Erkennbares aufmerksames werteorientiertes Verhalten resultiert aus dem Inneren eines Menschen und kann im sozialen Kontext sinnstiftend sein und grundlegende Orientierung geben. Den Besuchern wurde auf dem Kongress unterschied- licher Zugang zu diesen und weiterreichenden Fragen geboten.
Erkenntnisse – Wirtschaft kann von der Kunst lernen? – Rund 600 Menschen haben Mitte Juni 2010 am Wirtschaftskongress „Die Kunst des Wirtschaftens“ teilgenommen. Dr. Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor der Heiligenfeld GmbH und Veranstalter des Kongresses, erklärte in seiner Eröffnungsrede, dass die Krise in Deutschland wohl noch nicht tief genug ist, um bei der Wirtschaft einen Bewusstseinswandel hin zu einer werteorientierten und menschengerechten Unternehmensführung zu erreichen. Dabei wolle der Kongress „Die Kunst des Wirtschaftens“ helfen, so Galuska weiter. „Die Wirtschaft kann einiges von der Kunst lernen, so zum Beispiel von einem Orchester: Alle Musiker tragen durch ihre Leistung zu einem harmonischen Konzert bei. Sie stellen sich als Individuen voll in den Dienst des Orchesters und lassen sich vom Dirigenten leiten. Diese Fähigkeiten sollten wir in die Wirtschaft übertragen“, erläutert Galuska das Kongressthema.
Zur Eröffnung sprach auch Josef Riegler. Der ÖVP-Politiker, der von er von 1987 bis 1991 in Österreich Landwirtschaftsminister und Vizekanzler war, hat Mitte der Achtziger Jahre den Begriff der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ geprägt. Ein Konzept, das den Umweltschutz als politische Kategorie in die Soziale Marktwirtschaft mit einbezieht und das Riegler heute in der „Global Marshall Plan Initiative“ weiterverfolgt. Riegler forderte in seiner Rede eine Balance zwischen den Faktoren Natur, Menschen, Wirtschaft und Kultur, denn momentan sei die Ökonomie ausschließlich durch Egoismus gestaltet.
Die fünf Säulen der neuen ökonomischen Vernunft
In seinem Vortrag „Führung und Vision“ definierte Prof. Dr. Claus Eurich fünf wesentliche Grundlagen oder Säulen einer neuen ökonomischen Vernunft:
- Rationalität (Analyse, Kognition, Effektivität und Effizienz)
- Sinnlichkeit und sinnliche Erfahrung (Motive, Befürchtungen, Ängste, Erwartungen)
- Intuition (ist mehr als nur Bauchgefühl, kollektives Unbewusstes, kann und sollte man lernen)
- Weisheit (Traditionen würdigen, Relativität, „interkulturelle überzeitliche Zeugenschaft“)
- Achtsamkeit, Kontemplation, Aufmerksamkeit.
Anders Gründen!
Zu den weiteren Hauptreferenten des Kongresses gehörten unter anderem der Leiter des Arbeitsbereiches Entrepreneurship an der Universität Berlin Günter Faltin, der von der Wirtschaft statt ständiger „Bilanzanalyse lieber die Entwicklung neuer und guter Ideen“ forderte sowie der Gründer der umsatzstärksten PR-Agentur in Europa Paul Kohtes. Auch Teegut-Chef Wolfgang Gutberlet sprach davon, dass jeder Mensch ein Künstler, Forscher oder Unternehmer sei. Sie müssten ihre Ideen nur zulassen und erkennen.
Ideen erkennen in Workshops
An den Nachmittagen waren die Kongressteilnehmer dazu eingeladen, in verschiedenen Workshops nach eigenen Ideen zu suchen und Impulse für eine werteorientierte Wirtschaftsweise von den Referenten aufzunehmen. Die Harfinistin des WDR-Rundfunk- orchesters Ulla van Daelen zeigte beispielsweise, wie man anhand von Musikinstrumenten Führung lernen kann. „Ein Begleitinstrument wie die Harfe aus ihrem orchestralen Kontext herauszuholen und damit in Führung zu gehen ist eine große Herausforderung. Dafür braucht man nicht nur eine starke Persön- lichkeit, sondern muss auch das „Schlubladendenken“ des Publikums auflösen. Hiervon können Manager noch einiges lernen“, erklärte van Daelen.
Topmanager zum Abschluss
Wenn ich zwei Berufsstände abschaffen könnte, dann wären dies die Lobbyisten in den Ministerien und die Analysten. Daniel Goeudevert
Den Abschlussvortrag hielt am Sonntag der Topmanager Daniel Goeudevert. Der frühere Konzernvorstand von Citroen, Renault, Ford und VW sprach über das Verhältnis von Macht, Moral und Wirt- schaft. Für ihn sei zentral, dass sich die Politik aus den Unternehmen heraushält. Provokant stellte er die Frage: Wie viel Katastrophe braucht der Mensch eigentlich, um endlich weiterzudenken?
Fazit
Es gab natürlich auch die eine oder andere Kritik, so fanden einige Teilnehmer die Workshops zu „flach“. Nun, es ist auch eine Frage der Erwartung und der eigenen Mitarbeit, gerade wenn es um den Inhalt von Workshops geht. Rundum kann ich aber die Teilnahme am nächsten Kongress in Bad Kissingen empfehlen auch für das nächste Jahr empfehlen.
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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