Kennzahl-Anwendung vernichtet Unternehmenswerte!
EVA (Economic Value Added) führt in der Anwendung dazu, daß die Unternehmens-Werte sinken! An Hand einer Studie beschreibt Fritz Kröger im Harvard Business Manager vom August einen deutlichen Rückgang des Unternehmens- Wertes bei Unternehmen, die EVA anwenden. Dabei ist das erklärte Ziel eigentlich eine Steigerung des Unternehmens-Wertes!
Frührungskräfte werden nach dem EVA-Konzept entsprechend der Wert-Steigerung des Unternehmens bezahlt. Zumindest können sie mit hohen Prämien rechnen, wenn das Ergebnis stimmt. Entsprechend der Studie lagen die Kurse der Unternehmen die mit EVA rechnen im Vergleichszeitraum um 10 Prozent niedriger als bei den Unternehmen in denen EVA nicht genutzt wird.
Was ist EVA?
EVA (Economic Value Added) ist eine Kennzahl, die als wesentliche Größe für die Unternehmens-Steuerung gesehen wird. Kurz gesagt setzt sich das Ergebnis aus dem erzielten Nachsteuer-Gewinn abzüglich der Kosten für das Kapital zusammen, das notwendig war, um den Gewinn zu schaffen.
Problem von Kennzahlen
Das grundlegende Problem von Kennzahlen oder ganzen Kennzahlen-Systemen ist hausgemacht. Unternehmens-Steuerung wird ausschließlich auf „harten“ Zahlen aufgebaut. Welche Komponente der Mensch dabei spielt wird vernachlässigt. So auch bei der Anwendung von EVA.
Die Führungskräfte wollen möglichst viel Prämie (zusätzlich!) für sich erzielen. Das ist sehr normal. Mit dieser Vorgehensweise schaden sie aber dem Unternehmen langfristig. Die Führungskraft hat zwei Wege den EVA zu steigern. Erstens können die Gewinne gesteigert werden und zweitens kann weniger investiert werden. Beides führt zu einem höheren Wert. Nun, wer von Ihnen Unternehmer ist, weiß was es bedeutet den Gewinn zu steigern. Selten ist das über einen längeren Zeitraum möglich. Die Folge ist, es wird weniger investiert, das ist der leichtere Weg!
Die Auswirkungen auf das Unternehmen liegen auf der Hand:
- Es gibt schnelle positive Effekte in der Unternehmens-Bewertung, die Führungskräfte erhalten entsprechend mehr Vergütung.
- Auf Dauer wird wichtiges Kapital aus den Geschäfts-Einheiten abgezogen. Es fehlt einfach Geld, um sich zu entwickeln. Die Umsätze gehen zurück. Der Unternehmens-Wert sinkt.
- Wenn die Umsätze zurückgehen, fällt in aller Regel auch der Aktien-Kurs. Wenn der Kurs zurückgeht, gehen die Anleger! So einfach ist das.
Langfristiges Denken und Handeln
Die Empfehlung der 90er Jahre im letzten Jahrtausend war: Denke global und handle lokal! Nun ist absolut nichts gegen vernetztes Denken und konkretes Handeln einzuwenden. Es ist nur an der Zeit, daß ein weiterer Leitgedanke in unseren Kopf kommt: Denke und handle auch langfristig! Die permanente und ausschließliche Konzentration auf kurzfristigen Erfolg (der Gewinn-Maximierung) ist langfristig zum Scheitern verurteilt.
Das Menschliche an der Geschichte
Dabei müßte man doch davon ausgehen, daß die Menschen schlau sind. Keiner käme auf die Idee, den Ast, auf dem er sitzt, abzusägen! Doch genau hier spielt uns unsere Psyche mal wieder einen Streich. Lange ist der „Verdrängungseffekt“ bekannt. Damit ist nicht der Abwehr-Mechanismus aus der Psychoanalyse gemeint, sondern ein sozialer Lern-Effekt.
Die verborgenen Kosten der Belohnung
Nur auf die Motivation von außen zu setzten, zahlt sich nicht aus. Das hat zu keiner Zeit funktioniert. Liebe Leser, wenn Sie Eltern sind, kennen Sie vielleicht das Phänomen, daß Kinder das Interesse an einer Sache verlieren, wenn Sie dafür „bezahlt“ werden. Sie belohnen ein Kind fürs Hausaufgaben-Machen. Kurzfristig haben Sie damit glorreich Erfolg. Langfristig wird das Kind nur noch gegen „Bezahlung“ an den Hausaufgaben arbeiten. Die innere Motivation ist weg!
Belohnungen verdrängen die Motivation von Innen!
Dieser Verdrängungs-Effekt wird noch durch folgende Faktoren verstärkt:
- bei materieller Belohnung
- bei komplizierten Problemen.
Die Prämien von Führungskräften sind ausschließlich materiell. Das Führen und Steuern eines Unternehmens ist ein, wenn auch nicht immer kompliziertes, doch aber ein komplexes Problem. Die Folgen für das Unternehmen, in dem ausschließlich auf externe Motivation Wert gelegt wird, können Sie sich denken und sind entsprechend der Studie hinreichend belegt.
Fazit
- Es reicht nicht aus Unternehmen an Hand von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu beurteilen.
- Die so genannten „weichen“ Betriebsfaktoren sollten nicht nur bei Basel II eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen. Diese sollten sich in der Kultur des Unternehmen widerspiegeln.
- Es muß ein ausgewogenes Verhältnis zwischen innerer (intrinsisch) und äußerer (extrinsisch) Motivation bestehen. Ansonsten wird sich der Mensch nur auf die Maximierung der Belohnung konzentrieren.
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Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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