Künstliche Intelligenz überall – wie schön oder?
Sich goldener Kälber anzudienen ist eine seit 1000en Jahren bekannte Geschichte. Um so verwunderlicher scheint es, dass die Dynamik eines solchen Götzendienstes bis in unsere Tage keinesfalls an Anziehungskraft verloren hat. Die Branche der Unternehmensberatung ist beispielhaft im Gebären solcher Dynamiken. Viele andere sind aber mindestens genauso gut. Eine überhaupt nicht neue Sau wird gerade durchs digitale Dorf gejagt: Künstliche Intelligenz.
Aktuell schätze ich, dass wir mit dem Götzendienst „KI-Anbetung“ gerade auf dem imaginären Marktplatz des Dorfes angekommen sind. Es ging sozusagen noch nicht ganz durchs Dorf und man darf gespannt sein, wer da noch alles diesen Zug bespringt.
Es ist, wie bei kaum zählbaren früheren Beispielen oder Themen, die als Projektionsfläche für die Lösung aller menschlichen Probleme missbraucht wurden, dass Menschen nicht aufhören, KI oder eben künstliche Intelligenz für so mächtig einschätzen, dass es unser Leben in seinen Grundstrukturen erschüttern wird oder das schon täglich tut.
Um nur eine kleine Liste früherer Götzen aufzuführen:
- Computer
- Elektrizität
- Dampfmaschine
- Verbrennungsmotor
- Magnetismus
- Internet
- Waschmaschine und Geschirrspüler
- die E-Mail
- ach … und so viele mehr.
In der Unternehmens-, Personal- und Organisationsentwicklung gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie praktisch jedes Jahr Götzendämmerung vollzogen wird. Das Leben und Arbeiten wird nach dem Erreichen des vollständigen Funktionierens des neu Angebeteten praktisch kaum ertragbar, weil es so leicht geworden geht.
Dabei ist die Idee selbst praktisch unschuldig. Wir Menschen dienen uns ihrer Verwirklichung und ihren Verheißung so sehr an, dass sich alle Lösungswünsche in dem jeweilig aktuellen Götzen-Hype auflösen. Unübersehbar sind die Folgen, das ist nun mal der Kern des Neuen.
Heute werden Kühe zur Sau gemacht, und als goldenes Kalb digital über einen nicht selten imaginären Markt monstriert.Sven Lehmann
Es gibt so viele gute Seiten des Neuen, bitte mich hier richtig verstehen, das Bild in dem Beitrag oben ist mit einer künstlichen Intelligenz ins Leben gerufen, aber unser Leben an sich wird durch das massenhaft Neue in immer kürzerer Zeit nicht wirklich besser. Die Steigerung der Lebensqualität gibt es funktional, schon bei der angeblichen Zeitersparnis vieler Neuerungen beißt sich die Katze schlicht in den Schwanz.
Die massenhafte Vermehrung der Möglichkeiten erzeugt ein immer größeres Zerfließen unseres Lebensalltages. Hatten wir früher vielleicht „100 Reize Neues“ zu verarbeiten, kann der geneigte Götzendiener heute das locker auf 1000 und mehr am Tag bringen.
Ob das Neue wirklich unser Leben oder Arbeiten verbessert, hängt in aller erster Linie von jedem selbst ab. Da wir aber im Leistungsalltag kaum Zeit für die Reflexion genau dieser Themen haben …
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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