Kunst, Kreativität und Kooperation – Impulse für regionale Entwicklung
Wie können Kooperationen von Wirtschaft, Kunst und Kreativen Impulse für regionale Entwicklungen setzten? Kunst ist bei uns im Blog immer wieder ein Thema. Kunst und Wirtschaft gehen nicht selten gemeinsam einher, befruchten sich gegenseitig und sorgen auch für Aufreger. Meist wird aber der Weg der Unterstützung nur von der Wirtschaft zur Kunst gesehen. Jetzt soll es darum gehen, welche Impulse die Kunst der Wirtschaft und einer Region geben kann. Kunst, Kreativität und Kooperation – Impulse für regionale Entwicklung.
Kreativen Impulsen wird kaum jemand ihre Bedeutung absprechen. Ideen fallen nicht vom Himmel, weder die für Lösungen noch diese, die als Einfälle einfach so das Licht der Welt erblicken. In einer kreativen Umgebung ist das mit den Einfällen manchmal leichter, oft benötigt es manchen Umweg zur Erkenntnis und zur Einsicht.
Wo sind aber diese inspirierenden Umgebungen? Aus Biografien oder Erzählungen wissen wir, dass Ideen sich an den undenkbarsten Orten, merkwürdigsten Zeiten oder in Assoziation mit besonderen Bedingungen einstellen. Der berühmte Apfel, der Schiller nur dann zum Schreiben brachte, wenn er, leicht vergammelt, in der Schreibtischschublade auf seinen Geruchsauftritt wartete, ist da nur ein bekanntes Beispiel.
Heute gieren viele nach Genialität. Um dem Druck, Neues zu schaffen, aushalten zu können, begibt sich die Mehrheit an Orte, die allgemein mit Hilfe von erhoffter Kreativität, Inspiration und nicht selten mit „Coolness“, einen wahren Ideenstrom verheißen. Die meisten dieser Ideenschmieden vermuten viele Menschen in einer großen Stadt. Und in der Tat auch dort nur an den angesagtesten Ecken, die sich nicht selten mit der Zeit immer schneller abnutzen.
Es ist lange bekannt, dass wirklich große Einfälle und wirklich großes Neues selten an solchen hippen Orten entsteht. Zu viel Gerede lenkt ab. Zu viele Ideen von anderen wabern als verheißungsvolle Luftschlösser in den Räumen und um die Plätze, die mit kreativer Projektion gefüllt, Menschen zum Warten auf den eigenen großen Wurf bewegen. Aber sie selbst bewegen sich nicht.
Kunst als Impuls für regionale Entwicklung, Raum für Kreative und Kreatives, auch in der Wirtschaft
Künstlerische Gedanken in Form, Bewegung, Ton oder Bild zu rezipieren, wäre eine Maßnahme auf wahrlich andere Gedanken zu kommen. Nicht selten umgeben sich Unternehmen genau aus diesem Grund immer wieder mit neuen künstlerischen Impulsen. Wer kann schon sagen, wie sehr die Verzückung über den frischen Eindruck eines bewegenden Bildes oder Fotos genau der Funke war, den eine neue Geschäftsidee oder eine Lösung für ein aktuelles Problem brauchte, um durchzustarten?
Wirtschaft ist heute ein zu abstrakter Begriff, als dass man seine Position bei der jeweiligen Verwendung nicht definieren müsste. In großen Strukturen differenzieren sich Wirtschaftsbereiche, oder solche, die wir als diese bezeichnen, sehr sehr fern heraus. In kleineren „Einheiten“ sind diese Grenzen fluide. Frei nach Nietzsche, wird alles große und fertige angegafft und der Rest ignoriert. Im Nordsächsischen ist man mit dieser Art des Gaffens schnell durch den Landkreis durch. Impulse für regionale Entwicklungen werden hier im Strukturellen gesehen, ob Stadtentwicklung oder Infrastrukturausbau, wie Glasfaser oder Wegebau, Ideen für tatsächliches Neues werden damit nicht geschaffen, der rudimentäre Raum zur Entwicklung aber schon.
Kreative Räume die leer bleiben
Es bleibt das Problem der Hoffnung, dass dieser Raum mit kreativem Leben gefüllt wird. Geschieht das nicht, hört man nicht selten von den berüchtigten Gegenden, in denen sich Fuchs und Hase den Gutenachtwunsch noch persönlich überbringen oder noch destruktiver, von einer Pampa, in der das einzig nennenswerte Ereignis vermutlich die bloße eigene Existenz darstellt.
In großen Städten und den Räumen die dort mit kreativen Vorschusslorbeeren geschmückt werden, ist die Quote der Phantasterei zwar bei über 80 Prozent, aber die schiere Masse der übrigen 20 Prozent, lockt Glücksritter und Glücksritterinnen selbst von weither an, um Teil von diesem Hype zu sein.
Kleinstädte, die von sich kreativ Reden machen
Georg Simmel schrieb vor über 100 Jahren dem Großstadtbewohner eine gewisse Blasiertheit zu, deren Grundlage in der Reizüberflutung einer solchen Struktur zu finden sei. Ob das heute so ist oder nicht sei dahingestellt. Seine Analyse, dass dadurch eine „Abstumpfung gegenüber dem Unterscheiden der Dinge“ die Folge ist, kann jeder heute leicht selbst überprüfen. Beim Thema Kunst und Kleinstadt ist es gewagt, sich überhaupt in den Dunstkreis dieser „Erhabenheit“ gestellt zu sehen, da dadurch, fast immer, eine sofortige Nichtwahrnehmung die Folge ist. Die Nichterwartung von Kunst in einer kleinen Struktur oder Stadt blendet das Vorhandene so sehr aus, dass nur noch der Schock über deren Existenz eine Chance hat wahrgenommen zu werden. Die Eigenart eines solchen Erlebnisses, dürfte der Wahrnehmung des Duftes des vergammelten Apfels in Schillers Schreibtischschublade von einem Fremden gleichkommen. Das Ergebnis wäre Unverstandenheit.
Wie sehr kleine Städte kreatives Potenzial bündeln können hat im letzten Jahr Eilenburg bewiesen. Wann hat man schon von einer Kunstwoche in einer solchen kleinen Stadt gehört, auch wenn es sich dabei um eine Weltkleinstadt handelt.
Und doch fand sie statt, und doch fanden sich über 50 Aktive in dem neu gegründeten Kreativnetzwerk, und doch trat in der Woche Kunst breiten Spektrums ins mediale Licht. Erlebt werden konnte darstellende und bildende Kunst kleinstädtischer Urbanität. Und doch fanden Gäste von außerhalb in die Stadt an der Mulde, und doch kauften Kunstliebhaber genau diese Art von Kunst…
Eindrücke von der ersten KUNSTwoche in Eilenburg, die als Kleinstadtlabor konzipiert war, kann der geneigte Leser hier erfahren:
Kreativer Raum und agiles Projekt in einer Kleinstadt
Sämtliche Auswirkungen dieses agil durchgeführten Projektes in Zeitraum von Januar bis September 2023 können noch gar nicht erfasst oder hier dargestellt werden. Eine Kostprobe der Effekte lässt sich aber allein dadurch erlangen, dass für diese kleine Stadt das Thema Kunst und Wirtschaft, denn die Kreativwirtschaft und damit jeder Künstler und jede Künstlerin gehören auch dazu, wieder ein bedeutendes Thema geworden ist und über die Region Eilenburg ausstrahlt.
Digitalisat: Zeitqualität dieser Tage, ebsota, Kunstausstellung „Leidenschaften“ in St. Nikolai zur Kunstwoche in Eilenburg 2023
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Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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