Kunden gewinnen in der Praxis
Nimm einen vermeintlichen Nachteil und wandele ihn in einen Vorteil um! Wie Sie Nutzen aus scheinbar lästigen Umständen ziehen können. Erkennen Sie, wo der Vorteil für alle Beteiligten liegt. Ein Sprichwort aus China sagt sinngemäß, wer nicht lächeln kann, soll keinen Laden aufmachen. Wie Recht die Chinesen doch haben.
Wer in Leipzig einen Parkplatz braucht, wird meist fündig, wenn er dafür bezahlen will. Allein dieser fromme Wunsch genügt noch nicht zum ersehnten Autostellplatz. Das Kramen nach Münzen beginnt und oft passen diese nicht zur gewünschten Stellzeit.
Was tun? Ganz einfach: Münzen wechseln – ein alltäglicher Vorgang. Nun ja, vielleicht bei einer Bank, aber auf dem Parkautomaten steht, daß er kein Wechselgeld gibt. Der Unternehmer sucht natürlich nach einer Problemlösung – ein schmuckes kleines Geschäft ist in Sichtweite. Was jetzt folgt, ist wörtlich zitierte Rede mit der Beschreibung der Körpersprache und persönlicher Eindrücke. Die Szene spielte sich vor 14 Tagen in der Nähe der Thomaskirche in Leipzig ab.
Situation in einem Einzelhandelsgeschäft, das sich mit dem Genuss beschäftigt
„Guten Tag, können Sie mir einen Euro in zwei 50 Cent-Stücke wechseln?“ Die Gesichtsentgleisung bei meinem Gegenüber war nicht zu übersehen. „Ähm, ja, na, wenn ich noch welche in der Kasse habe!“ Mit einem schweren Ruck bewegt sich die Person zur Kasse. Ich komme mir vor, als hätte ich etwas Verbotenes gefragt, ich erkannte auch den Grund. Der Blick meines Gegenübers war schon ins Strafende übergegangen. „Ich habe nämlich nie viele 50 Cent-Stücke, die sind schon nach 11.00 Uhr in meiner Kasse alle! Ich bin ja auch hier keine Wechselstube!“
Es folgt das typische Kassenklingeln und ich fühle mich, als hätte ich den Ladenbesitzer aufgefordert, er solle mir den Inhalt seiner Kasse überlassen. Ich lege verdutzt meinen Euro auf die Theke und zwei 50 Cent-Stücke wandern in meine Hand.
Ich sage höflich: „Vielen Dank – einen schönen Tag noch“. Beim Rausgehen drehe ich mich um und bemerkte: „Sie sollten das für Ihr Marketing nutzen, wenn so viele Leute bei Ihnen um 50 Cent-Stücke bitten!“ Das Gesicht des Besitzers verfinstere sich. „Nein, ich werde in Zukunft Gebühren dafür verlangen!“ war seine Antwort. Darauf wollte ich nichts mehr sagen und ging. Drei Dinge sind vielleicht noch wichtig, ich bin gelegentlich Kunde in diesem Laden, der Parkautomat steht ca. fünf Meter weit vom Eingang weg und der Laden war leer.
Erstaunlich Kurzsichtig
Mir wollte das nicht in den Kopf. Erstens hat der Ladenbesitzer einen Kunden verloren. Nun ja, sicher war mein Umsatz nicht sehr viel bisher, aber wer weiß schon, was in Zukunft gewesen wäre. Zweitens erkennt der Unternehmer in diesem Laden seine Chancen nicht. Da kommen täglich Leute in sein Geschäft und haben ein Problem, ein kleines zugegeben, aber eben ein Problem. Er könnte es lösen, will es aber nicht. Dazu kommt noch, daß ihn das ärgert. Das hat mich angeregt, eine Werbeidee für diesen Laden zu entwickeln, vielleicht liest der Besitzer es ja und setzt es um!
Ein Schild mit der Aufschrift „Hier 50 Cent-Stücke!“
Was würde ich an seiner Stelle also tun? Ich würde immer einen ganzen Sack voll 50 Cent-Stücke da haben! Ich würde ein Schild ins Schaufenster hängen mit der Aufschrift:
„Kommen Sie bitte rein, wir wechseln auch Ihr Parkgeld!“ oder etwas Ähnliches. Man könnte jedem, der nach Kleingeld fragt, bitten anderen zu sagen, daß es hier Kleingeld gibt. Man könnte eine Werbekarte für den Laden haben, auf der genau diese Problemlösung auf witzige und seriöse Art dargestellt wird!
Werbeidee
Stellen Sie es sich vor: Viele Menschen erfahren von einem Laden, der nebenbei ein kleines Problem löst! Würden Sie die Werbung des Ladens achtlos wegwerfen, wenn Sie gerade freundlich mit Kleingeld versorgt wurden? Sicherlich nicht!
Stellen Sie sich weiterhin vor: Auf der Werbekarte steht ein flotter Spruch in folgender Art: Wenn Sie neben Geldwechseln weitere Vorteile genießen wollen, besuchen Sie uns doch wieder oder stöbern Sie auf unserer Webseite. Es gibt so viele Möglichkeiten und der Ladenbesitzer müsste nichts weiter tun als einen Sack voll 50 Cent-Münzen da haben und mit einem Lächeln die Leute bitten, sich sein Angebot anzuschauen, denn Gutes genießen, das will doch sicher jeder! Service muß wirklich nicht teuer sein.
Löse anderen ein kleines Problem, wenn Du kannst, und freu Dich über seine Verbundenheit. Sven Lehmann
Aktualisierung 15. September 2005
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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