Marketing in der Krise – Brücken zum Kunden bauen
Glaubt man der verbreiteten Medienwahrnehmung, dann stolpern wir modernen Menschen und Unternehmer praktisch von einer Krise in die nächste. War es früher eine Wirtschaftskrise plagen uns heute Banken- oder Staatsfinanzkrisen. Manche Krisen gehen an der so genannten öffentlichen Wahrnehmung allerdings auch vorbei. Wir Experten im Marketing müssen damit leben, dass Marketing wohl derzeit auch in der Krise ist. Jedenfalls wird diese Ansicht in einigen Fachveröffentlichungen und von Marketingtreibenden seit geraumer Zeit vertreten. Ist eine ganze Fachdisziplin in der Krise? Oder sehen wir den Wald vor lauter lustigem Baumgeschrei nicht? Marketing in der Krise oder doch besser Brücken zum Kunden bauen?
Was ist los mit dem Versprechen durch geeignete Vorgehensweisen Kunden für sich, sein Unternehmen und seine Produkte zu begeistern? Agenturen, Unternehmensberatungen und Werbefachleute haben wohl ein Problem damit, dass sie ihren Kunden permanent die Steuerbarkeit auf Zielwerte vorgaukeln, die sie letztlich nicht einhalten können.
Zwei grundverschiedene Ausgangspositionen
- Habe ich genug Geld in der Hinterhand, um eine große Marketingkampagne durchzusetzen, dann merke ich den Misserfolg meist erst in einigen Jahren, da eine miese Kampagne schlichtweg nicht unternehmensbedrohlich ist.
- Bin ich Klein- oder Mittelständler ist es von existenzieller Bedeutung, dass mein Marketing, Vertrieb und die Werbung Wirkung zeigt, sonst kann ich nicht mehr lange am Markt präsent sein.
Fallbeispiele für nutzloses Marketing
Marketing hat das umgekehrte Problem der Architektur! Hinter seelenlosen Fassaden werden Weltbeziehungen gemanagt. Das Innenleben ist nicht erkennbar hinter dem Einheitsbrei von Stahl, Glas und Beton. So austauschbar wie heute Gebäude im öffentlichen Raum neu gebaut werden, so sehr giert der Einzelne nach Unverwechselbarkeit. Man hat fast den Eindruck, dass die nichtssagenden Glasspiegel moderner Gebäude als ideale Projektionsflächen des modernen Narziss in die Landschaft gestemmt werden. Einheitsglasfronten, damit sich jeder so sehen kann, wie er wirklich ist? Beim Marketing bedarf es ja gerade des Gegenteils, der bunten Lichter und der Vorgauklung des Einmaligen, damit der Verkauf gelingt. Doch ist das wirklich so?
Es gibt zahllose Beispiele für nutzloses Marketing und der daraus resultierenden Werbung:
- inhaltsloses Bilderausschlachten
- dümmliches Karottenwedeln
- Preisschlachten
- Kommunikation auf dem Niveau des Reptiliengehirns.
Liegt vielleicht eine Krise des Marketing in der Ignoranz der Unternehmerlandschaft in Deutschland? Immerhin haben wir mehrheitlich Mittelstand, der die breite Wirtschaftsstruktur aufrechterhält. Sven Lehmann
Die Liste ließe sich leicht weiterführen. Daneben hat man den Eindruck jedes Marketingfachbuch, ja gerade auch die, bei denen man studieren muss (!), geht faktisch am Mittelstand vorbei. Existenzgründer kommen im Marketinguniversum von Marketingexperten ebenso wenig vor wie die Würstchenbude um die Ecke.
Was ist die eigentliche Aufgabe von Marketing und Vertrieb?
Auf der einen Seite stabile Brücken zu bauen, die anderseits aber auch durchlässig sind. Ein sehr schönes Sinnbild für die Aufgabe des Marketing ist eine Klappbrücke. Eine technische Vorrichtung die, weise genug, Passagen der Andersartigkeit zulässt, ohne im Gigantismus zu enden. Diese Kunst, mit geeigneten möglichen Mitteln zu sinnvollen Ergebnissen zu kommen, diese Kunst ist im Marketing schon immer gegenwärtig und für jeden Unternehmer ebenfalls die tägliche Herausforderung. Sowohl in der Marketingberatung als auch in der Unternehmensführung dieses Bild zu verinnerlichen, bewahrt vor jeder Krise im Fachbereich des Marketing und der Werbung. Denn wenn mein wahrer Kern glänzt, dann brauche ich keine Glasfassade!
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Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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