Stell dir vor, es ist keine Schule und alle sind traurig!
Warum Sie auf einer Website einer Unternehmensberatung ein Thema rund um Schule und Lernen vorfinden? Ganz einfach, immer mehr Unternehmen und andere „Spieler“ im so genannten wahren Leben klagen darüber, dass wichtiges Wissen und Können bei vielen Schulabgängern nicht vorhanden ist. Viele Menschen wissen, dass Schule in vieler Hinsicht heute noch nicht die aktuellen Erkenntnisse der Lernpsychologie, geschweige denn der Neurologie oder Gehirnforschung in den Lernalltag integriert. Daran etwas zu ändern, wenn man weiß wie es anders gehen kann, das sollten sich auch Unternehmen auf die Fahnen schreiben, die diese Schüler zukünftig in Ausbildung und später im Beruf eine Perspektive bieten möchten. Stell dir vor, es ist keine Schule und alle sind traurig! Ähnliche Aussagen gibt es in Schulen, in Deutschland, wenn Ferien sind, heute! – unglaublich sagen Sie? Das finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Lesen Sie ein Interview mit Margret Rasfeld und Prof. Gerald Hüther, die sich in Kürze mit Schülern auf eine Roadshow als Anstoß einer Bewegung hin zur neuen Lern- & Beziehungskultur durch Deutschland begeben.
Frage: Frau Rasfeld, Prof. Hüther: Auf der Roadshow „Lernlust statt Schulfrust“ vom 19.-28. Januar 2013 werden die neuen Bildungsinitiativen „bildungsstifter“ und „Schule im Aufbruch“ vorgestellt. Was verbirgt sich dahinter und was ist besonders an diesen Initiativen?
Hüther: Die Bewegung „Schule im Aufbruch“ ermutigt alle, die zu einer Schule gehören. Schule im Aufbruch unterstützt alle Beteiligten, also Schüler und Eltern, Lehrer und Schulleitung, darin, ein festes tragfähiges Bündnis zu schließen, das dann die durchaus möglichen und innerhalb der kultusministeriellen Vorgaben erlaubten Veränderungen in Gang setzt. Ziel ist es, das Lernklima und die Beziehungskultur in der Schule grundsätzlich zu verändern. Bei „bildungsstifter“ handelt es sich um eine Bewegung, die im Wesentlichen getragen wird von denjenigen, die über Mittel verfügen, um diesen Prozess „Schule im Aufbruch“ und auch andere Bildungsinnovationen wie die Schülerbewegung „Funkenflug“, die u.a. bei der Roadshow vertreten sein wird, zu unterstützen. „bildungsstifter“ hält Angebote bereit, um Schulen bei der Bewältigung ganz spezifischer Probleme oder bei der Lösung von Herausforderungen zur Seite zu stehen und zwar mit Hilfe von Programmen, die in Deutschland etabliert sind und die sich bewährt haben.
Rasfeld: Das Besondere dieser Initiativen ist, dass es nicht darum geht, das Bestehende zu reparieren, sondern einen neuen Geist zu etablieren, im Sinne eines neuen Geistes neu zu denken. Im bisherigen Bildungssystem haben wir bereits gute Initiativen, gute Schulen, viele hochengagierte Menschen, die etwas besser machen wollen. Wir stehen für etwas radikal Neues, nämlich dafür, dass alle Kinder die Chance haben, über kognitive Kompetenzen hinaus sich für die Gesellschaft zu engagieren, ihre Leidenschaften zu entwickeln und alle ihre wunderbaren Potenziale zu entfalten, Potenziale, die oft nicht in Leistungstests abprüfbar sind. Unsere jetzigen Schulen sind grundlegend geprägt von Leistungstests und der Konzentration auf Fachkompetenzen, mit der klaren Priorität auf die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Natur-wissenschaften. Und auf Noten, die einen Konkurrenzgeist von besser und schlechter sein als andere implizieren. Die Interdisziplinarität, das Lernen und Handeln im Leben, bleibt dabei mit dem Argument „dazu fehlt die Zeit“ auf der Stecke.
Frage: Wie können „Schule im Aufbruch“ und „bildungsstifter“ ganz konkret an Schulen wirken?
Hüther: Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten und eine davon ist z. B. Sprachbotschafter. Sprachbotschafter heißt, Schüler übernehmen Patenschaften für jüngere Schüler in unteren Schulstufen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen. Die Erfahrung sagt uns, dass Kinder viel leichter von Mitschülern lernen, wenn die bereit sind, ihr Wissen zu teilen. So wird das Erlernen der deutschen Sprache emotional aufgeladen und damit wird es plötzlich auch möglich, dass die Lernprozesse leichter und einfacher gelingen. Es existieren viele solche Angebote, deren Einführung im normalen Schulbetrieb vielen noch schwer fällt. Über „bildungsstifter“ gäbe es gute Möglichkeiten zur Unterstützung dieser Programme.
Frage: Welches Ziel verfolgen „bildungsstifter“ und „Schule im Aufbruch“ mit der Roadshow?
Hüther: Die Roadshow will eine Bewegung in Gang zu setzen, die von den Menschen getragen wird, die vor Ort Beteiligte der jeweiligen in der Kommune angesiedelten Schulen sind. Menschen, die bei „bildungsstifter“, „Schule im Aufbruch“ und an den Orten engagiert sind, die wir besuchen, sollen zu einer gemeinsamen Bewegung zusammenfinden. Alle bisherigen Versuche, Schule zu verändern oder zu reformieren sind Anordnungen von oben gewesen, die in den Schulen ausgeführt werden sollten. Was wir mit der Roadshow in Gang setzen wollen ist ein Transformationsprozess „von unten“. Wir versuchen den Besuchern, den Teilnehmern, den Gästen unserer Roadshow Mut zu machen, sich für ihre Schule vor Ort einzusetzen. Und da-bei geht es uns vor allem um das Klima. Es geht um die Kultur, um die in einer Schule herrschende Lern- und die Beziehungskultur. Beziehungskultur heißt, die Art der Beziehung unter den Lehrern, die Art der Beziehung zwischen Lehrern und Schulleitung, die Art der Beziehung zwischen Lehrern und Eltern und natürlich die Art der Beziehung zwischen Schülern, Lehrern und Schulleitung. Wir wissen alle, dass hier im Augenblick große Defizite herrschen. Schulen sind überhaupt nicht im Stande das zu leisten, was sie leisten könnten. Lehrer werden sogar krank, weil es nicht gelingt, solche tragfähigen Bündnisse zu schaffen. Es geht in der Roadshow also darum, der Anstoß zu geben, an der jeweiligen Schule vor Ort ein festes Bündnis aufzubauen zwischen Schulleitung, Eltern, Lehrer und natürlich den eigentlich wichtigsten Personen in der Schule, den Schülern. Dafür wollen wir mit dieser Roadshow Mut machen. Wir werden zeigen, wie es mit Hilfe der Bewegung „Schule im Aufbruch“ möglich ist, in einer Schule solche Bündnisse aufzubauen und wie „bildungsstifter“ eine Plattform für die schritt-weise Veränderung des Bildungssystems werden kann.
Rasfeld: Wenn einzelne Schulen etwas bewegen wollen, erfordert das sehr viel Mut und durch die Roadshow bringen wir den Einzelnen in eine Gemeinschaft. In eine Gemeinschaft von Menschen, die sagen: Nun werden wir mündig. Nun wollen wir gemeinsam für etwas anderes stehen. Wir leben alle in Traditionen, haben alle die alte Schule erlebt und auch heute noch werden Lehrer nach alten Mustern sozialisiert. Kaum ein Mensch kann sich vorstellen, wie Schule ganz anders sein kann. Meine Erfahrung ist, eine Vision zu haben, Mut zu haben und ein Beispiel zu geben ermutigt Menschen sehr. Und auch dafür steht die Roadshow. Und entscheidend ist auch eine andere Frage: Wer sind eigentlich die Bildungsexperten? Das sind doch die Schüler selbst, wer denn sonst? Die wissen doch genau, was mit ihnen passiert, wann sie gut lernen und wann nicht. Sie sind gleichwürdige Bildungspartner. Es geht darum, dass wir den Schülern eine Stimme geben. Und das ist nicht nur deshalb wichtig, weil Kinder auch emotional berühren können, sondern weil es ihr gutes Recht ist. Es gibt die Kinder-rechtskonvention, es gibt die Agenda 21, überall wird von Beteiligung geredet. Aber was heißt das denn eigentlich? Kinder haben noch ganz andere Kräfte. Kinder sind noch nicht so verbogen wie Erwachsene. Und sie sprechen Weisheiten, sie sprechen Wahrheiten aus, sie können berühren und deshalb finde ich ganz wichtig, dass wir gleichberechtigt auch die Schülerinnen und Schüler in diesen Prozess einbeziehen. Kinder sind Seismographen des gesellschaftlichen Geistes.
Hüther: Die Menschen brauchen eine Idee davon, dass es anders geht. Und wir wollen mit dieser Roadshow zeigen, dass viele Kräfte gemeinsam daran arbeiten und dass es sich lohnt, sich für die eine Transformation unseres Schulsystems einzusetzen.
Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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