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Zusammenhänge – wenn du die Welt systemisch schlicht verpasst!

Welcher Erfolg oder welche Situation hängt mit welchen Ursachen zusammen? Wer das einfach erkennen und erklären kann, der ist in unserer heutigen, oft als komplex titulierten, Welt schon fast den Göttern gleich, zumindest aber wäre dieser Mensch ein Wissender! Genau um diese Frage geht es in Wolf Lotters neuem Buch „Zusammenhänge“. Kontextkompetenz, so der Autor, ist das, was fehlt, welche zwingend zusätzlich gelerht und gelernt werden muss. Dabei geht es nicht um einfach nachzuschlagende Wortursprünge oder lexikalische Zusammenhänge, sondern um eben jene wichtigen Verknüpfungen, die man gerade nicht im, leider nie geschriebenen, Lehrbuch des Lebens für Demokraten nachlesen kann. Zusammenhänge – wenn du die Welt schlicht systemisch verpasst!

Nach Lotter befinden wir uns im Krieg, und zwar „zwischen dem Eindeutigen und dem Vieldeutigen“. Jeder Einzelne von uns übernimmt in seinem modernen Leben zahlreiche Rollen – Widersprüche, Konflikte und widersprüchliches Verhalten resultieren geradezu zwangsläufig aus dieser Tatsache. Den wichtigsten Ausweg daraus beschreibt er mit dem Lichtblick des eigenen Denkens.

So beginnt das Buch folgendermaßen:

Wir leben in einer Wissensgesellschaft, über die wir wenig oder gar nichts wissen. … Es wird viel geredet, aber meist wenig gesagt. … Wir leiden unter Durchblicksmangel, uns fehlt der Zusammenhang. Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 11

Hauptüberschriften aus dem Inhaltsverzeichnis

  • Die Kontextkompetenz
  • Das Gewebe der Welt
  • Der technologische Kontext
  • Der ökonomische Kontext
  • Der organisatorische Kontext
  • Die neuen Zusammenhänge
  • Anmerkungen

Bibliografische Angaben

  • Titel: ZUSAMMENHÄNGE
  • Untertitel: Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen
  • Autor: Wolf Lotter
  • Hardcover: 296 Seiten
  • Verlag: Edition Körber, Hamburg, 1. Auflage 2020
  • ISBN-13:978-3-89684-281-7
  • Preis (D): 20,00 Euro

Sicher widersprechen an dieser Stelle zahlreiche Experten, die das hier gerade lesen, aber an der Arbeit, Zusammenhänge selbst herzustellen, kommen wir nicht vorbei, egal ob uns echte oder selbsternannte Experten dabei etwas einreden wollen. Die Auswirkungen der Masse von kursierenden Daten und Informationen über die aktuelle Corona-Krise ist für diese Wissensgesellschaft, die Lotter meint, wie ein Eulen-Spiegel in dem sich nichts so widerspiegelt, wir es wirklich ist. Er deutet an, dass es keine Elite gibt, die mit Zahlen wirklich richtig umgehen kann. Historische Beispiele oder Legenden (Weizenkornlegende) gibt es dazu genauso, wie die Tatsache, dass der Umgang mit Geld, viel Nachdenken erfordert.

Wir leben in einer Zeit, in der wir wie verrückt Zahlen und Informationen sammeln und interpretieren – und diese Interpretationen mit der Realität verwechseln. Das vernebelt Zusammenhänge.Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 74

Nicht nur, dass es an nachgedachter Interpretation mangelt, es wird noch nicht mal der Sinn erfragt, welche Zahlen überhaupt eine nützliche Aussage haben oder eben Zusammenhänge aufklären könnten. Hauptsache sie werden unter die Leute gebracht.

Mit Hilfe der wissenschaftlichen Methode haben wir die materielle Welt auf eine Weise kennengelernt, wie es sich frühere Generationen nicht einmal zu erträumen vermochten. Nun beginnt sich diese große Abenteuerreise dem Inneren zuzuwenden, uns selbst.Edward O. Wilson, Die Einheit des Wissens, 1998, zitiert aus Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 109

Und es kommt noch schlimmer, der Blick nach innen hat mit Verantwortung zu tun, für jeden reflektierten Menschen mindestens mit der Verantwortung für das persönliche Verhalten. Doch gerade dieser Blick nach innen ist, zumindest in den Teilen der Gesellschaft, die von industriell geprägten Produktionsweisen durchdrungen sind, quasi Hexenwerk und Zauberkult. Gar zu schnell würde dem im Strom Schwimmenden klar werden, dass jeder weitere Kick, jeder noch so tolle Erfolg einem immer weiter entfernt, von dem was einen wirklich ausmacht.

Kultur des Wettbewerbs – Kultur der Augenhöhe

Die Kultur des Siegens ist eine Kultur des Krieges. Die Kultur des Wettbewerbs ohne der Begegnung auf Augenhöhe ist das ebenfalls. Diese ist ganz sicher keine Voraussetzung für das Verlassen eines oder seines Wissenssilos! Im Gegenteil, die Angst zu verlieren, sei es nun Reputation, Umsatz, Macht oder Geld, ist dazu viel zu groß. Es braucht keine betreppten Sieger und betröbbelten Verlierer, es braucht Menschen, die auf Augenhöhe interagieren und dabei ihr bevorzugtes Können gegenseitig anerkennen. Fast möge man sagen: Was ist daran eigentlich so schwierig? Denn:

„Das Können klebt an der Person“, hat Gerhard Wohland das einmal genannt. „Keiner kann, was ich kann.“ Das ist solange kleingeredet worden, bis wir selbst nicht mehr daran geglaubt haben. Doch es stimmt.Text in Anführungszeichen von Gerhard Wohland, zitiert aus Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 280

Die Kultur des Aufblickens lässt keinen Raum für ein Begegnen auf Augenhöhe. So gesehen ist die bloße Orientierung am Wettbewerb, weil dabei eben der Beste oder die beste Idee gewinnt, eine für die Mehrheit der Menschen masochistische Veranstaltung. Es braucht neben dem Expertentum also eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens, in Menschen allgemein und speziell in die Fähigkeit von uns, Prozesse erkenntnisanreichernd zu durchleben. Schließlich machen wir das täglich sowieso und nennen es ganz allgemein das Leben.

Kontextkompetenz

Ein Merkmal für mangelnde Kontextkompetenz könnte man so beschreiben: Wenn du die Welt vor lauter Zahlen nicht siehst oder sie schlicht systemisch verpasst.

Aber weil Betriebswirte glauben, sie könnten »mit Zahlen umgehen«, ganz gleich, in welchem Kontext diese stehen, ziehen sie falsche Schlüsse. Damit werde, so Perry, der »Zahlenmüll produziert, den man für die ›Wahrheit‹ hält«. Man müsse aufhören, Zahlen und Daten »blind« zu vertrauen und man müsse beginnen, »sie in ihrem Kontext zu verstehen, ihre Qualität, ihren Zusammenhang zu erschließen«.Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 191

Ist es also tatsächlich so, dass die Dummheit unter der Menschheit weiterhin unendlich ist und das sogar auf Ebenen, die wir nicht mehr erkennen können? Lotter sieht in manchen (oft auch agilen) Alltagsritualen in Organisationen oder Unternehmen die pure Angst des Versagens und vor Kontrollverlust. Ein besonderer Aspekt der Kontextkompetenz ist ihr Zusammenwirken mit allem Digitalen.

Die eigentliche Digitalisierungsleistung der kommenden Jahre ist die Etablierung einer selbstbewussten Benutzerkultur.Lotter, ZUSAMMENHÄNGE, Edition Körber, Hamburg 2020, Seite 145

Überspitzt könnte man sagen: Wer nicht wissen will, wie eine App oder ein Programm zu dem Rechenergebnis kommt, oder ein Schritt weiter gedacht, wenn die KI ihre Entscheidung nicht begründen kann, dürfte derjenige das entsprechende Programm nicht benutzen! Blind zu glauben, dass das Digitale einem schon helfen wird, ist dann wohl ein Zeichen für das 100prozentige Fehlen der Kontextkompetenz in diesem Zusammenhang.

Warum Sie dieses Buch lesen sollten?

Ein deutliches Signal für ein exzellentes Buch: Wenn nach dem Durcharbeiten fast mehr Blau auf den Seiten zu sehen ist als Schwarz. Bei Lotters neuem Buch ZUSAMMENHÄNGE ist das so! Praktisch auf jeder Seite gibt es Ideen, Denkanstöße oder auch Kontroverses. So teile ich seine Auffassung vom Wissen, dass es stets konkret sei, nicht. Bei Wissen um Bewegungsabläufe beispielsweise ist das definitiv anders. Auch wenn viele an dieser Stelle eher vom Können als vom Wissen sprechen würden, gibt es auch Erfahrungswissen, das nicht konkret benannt werden kann. Ist es denn nicht so, dass die Welt des Einfachen nicht geht, zumindest nicht so, wie wir das oft gerne hätten? Komplexe Ursache-Wirkungsketten sind eben oft gerade nicht transparent. Es sind doch eher multiple kausale Zusammenhänge, unzählige Stränge von sich gegenseitig beeinflussenden „Zeiten und persönlichen, wie öffentlichen Welten“, die unsere Weltsicht komplex macht. Dem eigenen Verstand, den persönlichen Fähigkeiten, der Lust auf das Leben und das Produktivsein, kommt in einer solchen Welt eine enorme Bedeutung zu. Wenn ich das Buch auf einen Satz bringen sollte:

Mache es nicht unbedingt einfacher – versuche es zu verstehen und anderen zu zeigen.Sven Lehmann

denn im Erfahren, gerade auch des Neuen, liegt das beste Lernen im Leben. Bitte mehr Mut, um die Zusammenhänge zu erkennen und zu nutzen! Grundsätzlich kommt dem strukturierten Austausch über mögliche Zusammenhänge bei all den oben genannten Punkten eine weitere, kaum zu unterschätzende, Wichtigkeit zu.

ZUSAMMENHÄNGE verstehen heißt leben!

Lesen und erfahren Sie mehr dazu:

Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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